(DE) Kinder als Opfer der Shoah in Misslitz
Unter den Opfern der Shoah in Misslitz befinden sich mehr als zwanzig Kinder mit unterschiedlichen Schicksalen. Im Oktober 1938, als das Deutsche Reich das böhmische und mährische Grenzgebiet besetzte und die dort lebenden Juden aus ihrer Heimat vertrieben wurden, waren einige jüdische Kinder Schüler und Schülerinnen der Bürger- oder Volksschule. Jüngere Kinder waren erst im Vorschulalter, und einige wurden erst nach der Vertreibung ihrer Eltern aus der Heimat geboren.
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Die ältesten Kinder waren im Jahr 1938 dreizehn und vierzehn Jahre alt. Sie waren Schüler und Schülerinnen der Bürgerschule oder hatten die Schule bereits abgeschlossen. Zu ihnen gehörten Kurt Reich, der Sohn des Misslitzer Rabbiners, seine Mitschüler und Mitschülerinnen aus der deutschen Volksschule und der tschechischen Bürgerschule, die Zwillinge Pavel und Robert Horner, Hannah Herzog, die wie die Jungen nach der deutschen Volksschule in die tschechische Bürgerschule eintrat, und Pavel Kornstreicher, über dessen Schulzeit wir nichts mehr wissen.
Kurt Reich (28. Oktober 1924 Proßnitz - 14. Dezember 1940 Olmütz) machte 1938 seinen Abschluss an der Bürgerschule. Nach der Besetzung der Grenzgebiete verließ er Misslitz mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder und ging nach Olmütz (Olomouc). Kurt hatte einen angeborenen Herzfehler und starb noch vor den Deportationen. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Olmütz begraben.
Paul und Robert Horner (5. April 1924 Misslitz - 1942 Izbica) wiederholten im Schuljahr 1937/38 das zweite Jahr der Bürgerschule. Ein Jahr später begannen sie wahrscheinlich das letzte dritte Jahr, mussten aber nach etwa einem Monat die Schule und ihr Zuhause verlassen. Sie zogen mit ihren Eltern Walter und Anna nach Austerlitz. Im April 1942 wurde die Familie zuerst nach Theresienstadt und dann noch im selben Monat nach Izbica deportiert.
Hannah Herzog (23. September 1925 Misslitz - 1943 Auschwitz) sollte im Schuljahr 1938/39 die Bürgerschule abschließen. Dazu kam es jedoch nicht. Sie ging mit ihrer Mutter Martha und ihrer Schwester Ruth zunächst nach Brünn, dann nach Prag, wo Martha Verwandte hatte. Im Dezember 1942 wurden alle drei nach Theresienstadt und im September 1943 nach Auschwitz deportiert, wo sie im sogenannten Theresienstädter Familienlager untergebracht waren.
Paul Kornstreicher (18. April 1925 - 1943 Auschwitz) verließ Misslitz mit seinen Eltern Leo und Gisela nach Jamnitz, wo sein Vater, ein Konditormeister, herkam. Wir wissen nicht, ob dies im Jahr 1938 oder früher geschah. Pauls ältere Zwillingsbrüder, Emanuel und Hermann (25. Juli 1920 Jamnitz), besuchten von 1931 bis 1934 die tschechische Bürgerschule, und aus den Schulunterlagen geht hervor, dass sie im Februar 1934 nach Jemnice zogen. Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass sie mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder umgezogen sind. Möglicherweise zogen die Jungen zu den Verwandten ihres Vaters. Emanuel wurde im September 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Seinem Bruder Hermann gelang es, rechtzeitig ins Ausland abzusetzen und überlebte die Shoah. Paul und seine Eltern wurden im Mai 1942 von Trebitsch nach Theresienstadt und im September 1943, wie die Herzogs, in das Theresienstädter Familienlager in Auschwitz deportiert.
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Die meisten der ermordeten Kinder waren die Schüler und Schülerinnen der Volksschule: Willy Reich, Kurts jüngerer Bruder, Roman Eisner, seine Schwester Dorith Eisner und ihre Cousine Margith Eisner, Franz Paltil, Olga Samstag und ihr Cousin Harry Horner, Elfrieda Wallisch und Ruth Herzog, Hannahs jüngere Schwester.
Willy Reich (15. Oktober 1930 - 1944 Auschwitz) verließ Misslitz mit seinen Eltern Arnošt und Recha und seinem älteren Bruder Kurt nach Olmütz. Sein Vater arbeitete dort von 1940 bis 1942 als Rabbiner. Bruder Kurt starb in Olmütz. Willy und seine Eltern wurden im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Im Oktober 1944 wurde sein Vater nach Auschwitz deportiert, fünf Tage später folgten seine Mutter und Willy.
Roman Eisner (15. Juli 1930 Brünn - 1942 Lublin), Dorith Eisner (13. März 1932 Misslitz - 1942 Lublin) und ihre Cousine Margith Eisner (10. Oktober 1932 Brünn - 1942 Lublin) gingen mit ihren Eltern Gustav und Martha und Eugen und Helene nach Krokotschin. Geschwister waren nicht nur ihre Väter Gustav und Eugen, sondern auch ihre Mütter Martha und Helene. Beide Familien wurden im Mai 1942 von Trebitsch nach Theresienstadt und eine Woche später nach Lublin deportiert.
Franz Paltil (14. Juni 1931 Mukatschewo - 1943 Auschwitz) stammte aus Transkarpatien in der Ukraine. In Misslitz wurde er von Mose und Josefine Zanger betreut. Nachdem sie aus ihrer Heimat vertrieben worden waren, lebten sie in einem Flüchtlings- und später Internierungslager in Eibenschütz. Im März 1942 wurden sie nach Theresienstadt und im September 1943 nach Auschwitz deportiert, wo sie im sogenannten Theresienstädter Familienlager untergebracht waren.
Olga Samstag (11. Dezember 1928 Hosterlitz - 1944 Auschwitz) begann ihre Schulzeit 1934 an der deutschen Volksschule. Im Herbst 1938 verließ sie Hosterlitz mit ihrer Großfamilie nach Boskowitz, wo ein Stolperstein in der Bílkova Straße 404/24 an sie erinnert. Im März 1942 wurde sie mit ihren Eltern Ernst und Wally von Brünn nach Theresienstadt deportiert, wo ihr Vater starb. Olga und ihre Mutter wurden im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert.
Harry Horner (3. November 1931 Brünn - 1941 Minsk) zog mit seinen Eltern Egon und Grete von Misslitz nach Brünn. Im November 1941 wurden sie nach Minsk deportiert.
Elfriede Wallisch (23. Juni 1930 Wien - 1944 Auschwitz) lebte in Misslitz bei ihrer Großmutter Emilie Horner. Elfriedes Eltern Anna und Emil wurden im November 1941 von Wien, wo sie lebten, nach Lodz deportiert, Elfriede wurde im März 1942 mit ihrer Großmutter und der Familie ihres Onkels Ernst Horner von Brünn nach Theresienstadt deportiert. Im Oktober 1944 wurde Elfriede mit ihrer Tante Jella und ihrem Cousin Klaus Stephan von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert.
Ruth Herzog (9. Januar 1932 Misslitz - 1943 Auschwitz) und ihre Mitschülerinnen Dorith und Margith Eisner waren gerade eingeschult worden, als sie nach einem Monat tschechischer Volksschule aus Misslitz ausgewiesen wurden. Die tschechische Schule hörte auf zu existieren, und die Schulakten wurden leer gelassen. Ruth ereilte das gleiche Schicksal wie ihre ältere Schwester Hannah.
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Im Vorschulalter waren im Jahr 1938 Franz Horner, Cousin von Olga Samstag und Harry Horner, Anita Manuel, Georg Weiniger, Klaus Stephan Horner, Cousin von Elfriede Wallisch, Walter Kramer und Kitty Pfeffer, Cousine von Paul Kornstreicher.
Franz Horner (5. Juni 1934 - 1944 Auschwitz) ging mit seinen Eltern Alfred und Anna von Misslitz nach Brünn. Im März 1942 wurde die Familie nach Theresienstadt und im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert.
Anita Manuel (18. August 1934 Brünn - 1942 Rasik) verlor ihre Mutter kurz nach der Geburt. In Misslitz lebte sie mit ihrem Vater Johannes bei ihrer Tante Stephanie Winkler. Nach der Besetzung des Grenzgebiets gingen sie nach Brünn, und wurden von dort im Dezember 1941 nach Theresienstadt deportiert. Im September 1942 wurden Anita und ihr Vater nach Rasik deportiert, wo die meisten Häftlinge unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet und in bereits vorbereiteten Massengräbern verscharrt wurden.
Georg Weiniger (29. Oktober 1934 - 1942 Zamość) verließ Misslitz mit seinen Eltern Hans und Erna in Richtung Brünn. Im Dezember 1941 wurden sie nach Theresienstadt und im April 1942 nach Zamość deportiert.
Klaus Stephan Horner (11. März 1935 - 1944 Auschwitz) ging mit seinen Eltern Ernst und Yella nach Brünn. Im März 1942 wurde die Familie nach Theresienstadt deportiert. Im Oktober 1944 wurden Klaus Stephan und seine Mutter Jella nach Auschwitz deportiert. Sein Vater Ernst, der einzige Shoa-Überlebende der Familie, wurde nach Theresienstadt schon eine Woche zuvor deportiert. Nach dem Krieg heiratete Ernst Elisabeth Passer, die ebenso wie ihre Tochter Kitty die Deportation nach Theresienstadt und später nach Auschwitz überlebte. Elisabeths Ehemann Franz Passer überlebte die Shoah nicht. Ernst, Elisabeth und Kitty ließen sich 1949 in Australien nieder.
Walter Kramer (28. August 1935 - 1942 Lublin) ging mit seinen Eltern Hans und Olga von Misslitz nach Brünn. Im April 1942 wurden sie nach Theresienstadt und einen Monat später nach Lublin deportiert.
Kitty Pfeffer (29. Januar 1938 - 1942 Zamość) ging mit ihren Eltern Wilhelm und Rosa von Misslitz nach Boskowitz. Im März 1942 wurde die Familie nach Theresienstadt und einen Monat später nach Zamosc deportiert.
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Hans Steinberg und Josua Bauer wurden erst nach der Vertreibung ihrer Eltern aus Misslitz geboren.
Hans Steinberg (29. Mai 1939 - 1942 Sobibor) war der Sohn von Rudolfa, geb. Sidon. Im April 1942 wurden die beiden von Brünn nach Theresienstadt und zwei Monate später nach Sobibor deportiert. Über den Vater von Hans Steinberg ist nichts bekannt.
Josua Bauer (17. August 1939 Kanitz - 1943 Auschwitz) war der Sohn von Fridrich und Hilde Bauer. Seine Eltern zogen von Misslitz nach Kanitz, woher Hilde stammte. Die Familie wurde im März 1942 von Brünn nach Theresienstadt und im Dezember 1943 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert, wo sie im sogenannten Theresienstädter Familienlager untergebracht war.
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Ludwig Hahn (17. Juni 1942 Theresienstadt - 23. Oktober 1942 Theresienstadt) hatte ein besonders tragisches Schicksal. Nachdem seine Mutter aus ihrer Heimat vertrieben worden war, lebte sie in Prag, wo sie Verwandte hatte. Im Dezember 1941 wurde sie, schwanger, nach Theresienstadt deportiert. Ludwig wurde in Theresienstadt geboren und nach Rosas Onkel benannt, der im März 1939 Selbstmord mit einer Schusswaffe beging, als ihm die Gestapo als aktiven Kommunisten verhaften wollte. Unter den Bedingungen des Ghettos überlebete der kleine Ludwig nur vier Monate. Im Mai 1943 starb in Theresienstadt auch seine Mutter.
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Quelle
- Kurt Reich (28. Oktober 1924 Proßnitz - 14. Dezember 1940 Olmütz) - YV
- Paul Horner (5. April 1924 Misslitz - 1942 Izbica) - ITI - PT
- Robert Horner (5. April 1924 Misslitz - 1942 Izbica) - ITI - PT
- Hannah Herzog (23. September 1925 Misslitz - 1943 Auschwitz) - ITI - PT
- Paul Kornstreicher (18. April 1925 - 1943 Auschwitz) - ITI - PT
- Willy Reich (15. Oktober 1930 - 1944 Auschwitz) - ITI - PT
- Roman Eisner (15. Juli 1930 Brünn - 1942 Lublin) - ITI - PT
- Dorith Eisner (13. März 1932 Misslitz - 1942 Lublin) - ITI - PT
- Margith Eisner (10. Oktober 1932 Brünn - 1942 Lublin) - ITI - PT
- Franz Paltil (14. Juni 1931 Mukatschewo - 1943 Auschwitz) - ITI - PT
- Olga Samstag (11. Dezember 1928 Hosterlitz - 1944 Auschwitz) - ITI - PT
- Harry Horner (3. November 1931 Brünn - 1941 Minsk) - ITI - PT
- Elfriede Wallisch (23. Juli 1930 Wien - 1944 Auschwitz) - ITI - PT
- Ruth Herzog (9. Januar 1932 Misslitz - 1943 Auschwitz) - ITI - PT
- Franz Horner (5. Juni 1934 - 1944 Auschwitz) - ITI - PT
- Anita Manuel (18. August 1934 Brünn - 1942 Raasiku) - ITI - PT
- Georg Weiniger (29. Oktober 1934 - 1942 Zamość) - ITI - PT
- Klaus Stephan Horner (11. März 1935 - 1944 Auschwitz) - ITI - PT
- Walter Kramer (28. August 1935 - 1942 Lublin) - ITI - PT
- Kitty Pfeffer (29. Januar 1938 - 1942 Zamość) - ITI - PT
- Hans Steinberg (29. Mai 1939 - 1942 Sobibor) - ITI - PT
- Josua Bauer (17. August 1939 Kanitz - 1943 Auschwitz) - ITI - PT
- Ludwig Hahn (17. Juni 1942 Theresienstadt - 23. Oktober 1942 Theresienstadt) - ITI - PT
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